Für die Gründer steht das altslawische Wort BLRO (=Sumpf) für den Ursprung des hochdeutschen Wortes Berlin und verbindet einen Namen mit Wiedererkennungswert mit einer kleinen Geschichte. Ausgesprochen wird es übrigens „Berlo“, was die Berliner Craft Bier Gemeinde mittlerweile auch schon gut gelernt hat. Gebraut wurden die ersten BRLO-Biere 2014 in Neuzelle und Landsberg, wo auch heute noch ein Teil der Sude entsteht und das gesamte Flaschenbier abgefüllt wird. Die ersten Flaschen kamen aber nicht weit über die Stadtgrenze. Denn in der Hauptstadt war das „neue Bier“ gerade der große Renner, und so verkauften die drei ihre Biere aus dem Kofferraum direkt an Endkunden und Bars. Besonders die ganz neuen Läden wie beispielsweise das „Kaschk“ am Rosa-Luxemburg-Platz nahmen das BRLO-Bier bereitwillig in ihre Palette auf und bieten regelmäßig Tastings und Veranstaltungen mit den Brauern selbst an.
Aromatisch nicht zu extrem, aber trotzdem geschmacklich wirklich besonders, so fand BRLO den Weg zu seinen Kunden und hatte schnell eine eigene kleine Fanbase. Grund genug, für Katharina, Christian und Michael, an die Einrichtung eines eigenen Brauhauses zu denken. Doch das war gar nicht so einfach. Denn gastronomische Flächen, insbesondere für eine Brauerei geeignet, sind rar gesät in der Bundeshauptstadt. Durch Zufall fanden Katharina & Co. 2015 die leere Fläche neben dem Gleisdreieck und verliebten sich sofort in den Standort. Doch das Gelände gehört einer Immobilienfirma, die in nicht allzu ferner Zukunft hier einige Hochhäuser errichten möchte.
So einfach gaben die BRLOs allerdings nicht auf und entwickelten ein innovatives Konzept – quasi eine mittelfristig gedachte Container-Popup-Brauerei. Denn in der Zeit bis zum Baubeginn können sie das Areal nutzen und begannen mit der Planung eines mobilen Container-Brauhauses inklusive Biergarten, die im Januar 2016 den Zuschlag bekam. Letzterer fand schon während der Bauphase riesigen Anklang, und so prägte sich in Berlin schnell das Image einer Art „Baustellenbrauerei“ ein. 38 Schiffscontainer aus Hamburg stapelten sich am Gleisdreick, bunt durcheinandergewürfelt und teils schon ordentlich angerostet. Mithilfe mutiger Architekten brachten die drei Gründer Ordnung in das Chaos und konnten an die Umsetzung des „BRLO Brwhouse“ gehen. Nach einem halben Jahr war aus dem Sammelsurium ein kleines Gebäude im futuristischen Stil geworden, dass nach Wunsch jederzeit mit wenig Aufwand komplett an einen anderen Standort zu verlegen ist.
Seit Ende 2016 steht eine 20-Hektoliter-Brauanlage in den Containern, gefolgt von einem kultigen Restaurant mit Smoker und „Sharing-Konzept“. Wer sich nicht für ein Gericht entscheiden will, kann es mit seinen Freunden teilen. Einer der Container hat sogar eine ganz besondere Bestimmung: Als erster „Farming Container“ in Europa beherbergt er die Kräuter und das Gemüse für die BRLO-Küche. Partner für das Restaurant ist Ben Pommer, der von Streetfood bis zur Sterneküche schon vielerlei Stationen durchgemacht hat. Sein Steckenpferd ist vor allem die vegetarische Küche, was allerdings Dank der Aromenvielfalt auch die meisten Fleischesser gar nicht bemerken.
Neben zahlreichen Collaboration-Brews (u.a. mit Steamworks Vancouver, Stu Mostow Breslau, Schneeeule und Brewdog) und Sondersuden haben die BRLOs aktuell fünf Biere in ihrer ständigen Palette. Neben Hellem und Pale Ale aus der Anfangszeit gibt es auch ein German IPA, ein Porter und – wie es sich für eine Berliner Brauerei gehört – eine Berliner Weisse. Die trinkt man entweder mit oder ohne Sirup, wobei letzteres eigentlich die ursprünglichere und auch aromatisch spannendere Art ist, den „Champagner des Nordens“ zu genießen. So nannten Napoleons Soldaten das säuerliche Berliner Weißbier, als sie in Berlin einmarschierten, allerdings ist nicht bekannt, ob sie es spöttisch oder ernst meinten…
Das Brwhouse versteht sich auch als Taphouse, weswegen an den 20 Zapfhähnen neben den eigenen Bieren auch wechselnde Biere befreundeter Brauereien hängen. Zu den Freunden gehören vor allem Berliner Biere und die Sude von And Union, Maisel, CREW Republic, Jeroen Bosch und Stiegl. Gemeinsam mit diesen fünf Brauern haben sich BRLO nämlich zu der Allianz „Neue Bierkultur GmbH“ zusammengetan, um gemeinsam dem Craft Bier in Deutschland zu einer breiteren Wahrnehmung zu verhelfen. Auf diesem Wege ist BRLO schon in zahlreiche Regale von Fachhändlern in ganz Deutschland gelangt – und neuerdings fliegt es sogar in die Luft: Air Berlin hat BRLO in sein Sortiment übernommen, und so können Sie also das Berliner Bier ganz entspannt auch über den Wolken genießen. Doch Achtung: Der Alkohol gelangt wegen des in der Kabine niedrigeren Luftdrucks schneller ins Blut, und so träumen Sie schneller vom nächsten Schluck – dann aber vielleicht vor Ort, im vielleicht kultigsten Brauhaus Berlins!
Autor: Markus Raupach
Fotograf, Journalist, Bier- und Edelbrandsommelier
Ausgezeichnet mit der Goldenen Bieridee 2015
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