Die ersten Schritte dorthin unternahm er bereits 1995, als er mit drei Braumeistern an allerlei Kräuterbierrezepten in einem 100 l Kessel experimentierte. Das Hanfbier beispielsweise brachte die „Beer Company“ damals bis zur Marktreife, allerdings hatte das Firmenkonzept keine Zukunft. Durch Zufall erfuhr Thorsten nach seinem Braumeister-Abschluss 2001, dass das Brauhaus Südstern jemanden suchte, der sich die Arbeit an den Braukesseln zutraute. Schnell fanden beide zusammen, und Schoppe führte die Brauerei als selbständiger Unternehmer im Brauhaus. „Schoppebräu“ war geboren. Für erste Furore sorgte er 2009, als in seinen Sudkesseln das damals wohl stärkste Bier der Welt entstand, mit einem Alkoholgehalt von 27,6%. Damals erzählte er stolz im Interview: „Es war eine Herausforderung, die mir Spaß gemacht hat – schon auch etwas stressig, aber es ist ein durchaus schönes Gefühl, im Rampenlicht zu stehen und Aufmerksamkeit die geleistete Arbeit zu bekommen.“ 2013 kam mit der Pfefferbräu in der Schönhauser Allee 176 ein zweiter Unternehmensstandort nach demselben Modell hinzu. 1893 als „Bierzapfungslokal der neuen Bayrischen Bier-Brauerei
Schönhauser Allee 176“ eröffnet, kam mit dem Ende der Brauerei 1921 und schließlich den Bomben des Zweiten Weltkrieges der Verfall in die ehemals bierseligen Hallen. Erst 2007 machte man sich an die Pläne zum Wiederaufbau, der gemeinsam mit den Denkmalschützern in einer Wiederherstellung der historischen Substanz 2013 sein glückliches Ende fand. Neben der Brauerei mit ihrem Restaurant haben auch noch ein Theater (Pfefferberg-Theater) und mehrere Veranstaltungsräume Platz gefunden. Gebraut wurde am Pfefferberg übrigens schon 1841 zum ersten Mal untergärig – damit dürfte das eine der ältesten Herstellungsorte des damals „neuen“, nach „bayerischer Art“ gebrauten Bieres in der Hauptstadt sein.
Nach dem Start an dieser bierhistorischen Stelle zeichnete der Braumeister nicht nur für die Klassiker im Südstern (Helles, Dunkles, Weizen) und im Pfefferbräu (Helles, Dunkles), sondern auch für die Craft-Biere der Schoppebräu verantwortlich. Den Südstern gab Schoppe schließlich 2015 zugunsten seiner anderen Projekte wieder ab, dafür ist eine neue Brauerei in Planung (s.u.). Hinter Namen wie „Black Flag Stout“, „Holy Shit Ale“, „Roggen Roll Ale“ oder „XPA X-Berg Pale Ale“ verbergen sich hocharomatische Interpretationen klassischer englischer Bierstile, mit denen Schoppe auch schon hochrangige Preise abräumen konnte.
Wie schon erwähnt, haben viele der Nachwuchsbrauer Berlins an Schoppes Sudkesseln im Südstern ihre ersten Experimente gemacht, teilweise werden die Biere auch heute noch dort gebraut. Zu den anderen Brauereien hat Schoppe ein sehr entspanntes Verhältnis, selbst bei der Berliner-Kindl-Schultheiss-Brauerei schaut er des Öfteren vorbei: „Das sind auch anständige Jungs, die dort arbeiten.“ Die persönlichen Vorlieben des mittlerweile auch international bekannten Brauers liegen eindeutig bei den hopfenbetonten Bieren: „Je brutaler gehopft, desto besser für mich!“ Deswegen träumt er auch vom nächsten Schritt der „Schoppebräu“ – einer eigenen Produktionsbrauerei, in der er sich dann auf seine Eigenkreationen konzentrieren kann.
Einen Absatz möchten wir noch einem neuen Brauereiprojekt von Thorsten Schoppe widmen: Flying Turtle. Dieses Bier entsteht gemeinsam mit dem Amerikaner Dan Stein, der mit einer Internet-Firma in seiner Heimat Detroit startete und sich nach acht Jahren Management in der Schweiz nun für die Berliner Bierszene entschieden hat. Gemeinsam mit Thorsten soll in etwa zwei Jahren eine eigene kleine Brauerei in Berlin entstehen, die vor allem Braukurse für Homebrewer anbieten wird. Aktuell ist Dan aber noch mit seinem Craft Beer Bike unterwegs und bringt die Flying Turtle Bierkreationen mit Elektromotor, 30l-Fass und mobiler Zapfanlage unter die Leute. Im Glas gibt es momentan ein Pils und ein Pale Ale.
Wer Schoppe-Bier in typische Berliner Atmosphäre erleben will, sollte beim Bierkombinat Kreuzberg vorbeischauen. Den urigen Laden in der Manteuffelstraße 53 leitet der Braumeister seit 2007 gemeinsam mit Kneipier Dragan Leopold. Was als reine Anlaufstelle für Bierliebhaber begann, etablierte sich zwei Jahre später auch als Fußball-Tempel für Borussia Dortmund-Fans. Vom Hahn fließen dabei – nicht nur während der Bundesliga-Übertragungen – fünf Schoppe-Biere und ein Gastbier, meist ebenfalls von einer Berliner Newcomer-Brauerei. Den Rest von Thorstens Palette gibt’s aus der Flasche.