Die Gerste stammt zu 70% von einem Bauernhof, der sich im Familienbesitz befindet, ebenso wie die Mälzerei. Das bestens für Bier geeignete Brauwasser entspringt einer Quelle am Monte Nerone, eines 1.500 Meter hohen Berges im Apennin. Die Hopfen bezieht die Brauerei aktuell noch aus Deutschland und Tschechien, aber Giuseppe Collesi arbeitet an der Etablierung einer eigenen italienischen Hopfenpflanzerkultur. Die Gärung schließlich überwacht der aus Belgien stammende Braumeister Marc Knops höchstpersönlich, bevor auch die Abfüllung und Etikettierung in den Räumen des Braugasthofes erfolgt. Gemeinsam mit seinem Braumeister orientiert sich Inhaber Giuseppe an den Bieren der belgischen Trappistenbrauereien und präsentiert sie gerne bei Wettbewerben in der ganzen Welt.
Daraus resultiert eine beeindruckende Liste an Erfolgen und Medaillen: Gold und Silber bei den World Beer Championships Chicago (2011, 2012, 2013, 2014, 2015), Gold, Silber und Bronze bei der World Beer Challenge London (2011, 2012, 2013, 2014, 2015), Europe‘s Best und Gold bei den World Beer Awards (2012, 2014), sowie Gold beim European Beer Star (2013, 2014) – um nur einige zu nennen. Doch nicht nur das Bier kommt gut an, Collesi gewann auch für sein Design schon zahlreiche Preise. Neben den großen Flaschen sind auch 0,5- und 0,3-Literflaschen erhältlich.
Giuseppe Collesi ist zudem auch politisch aktiv und hat den Anstoß für das italienische Craft-Beer-Gesetz vom 6. Juli 2016 gegeben. Auf seinen Vorschlag hin erarbeitete der Landwirtschaftsausschuss des Parlamentes die später beschlossenen Regeln, dass eine Craft-Brauerei in Italien unabhängig und ohne Pasteurisation und Mikrofiltration produzieren muss. Zudem darf der Ausstoss 200.000 Hektoliter nicht übersteigen – inklusive eventueller Sude für andere Marken oder „Gypsy“-Brauer. Die Rohstoffe sollen so regional wie möglich sein, ungeklärt ist allerdings noch eine Vereinfachung der Besteuerung und der Auflagen für die italienischen Kleinbrauer.
Die Collesi-Bierpalette beinhaltet wechselnde Sondersude und acht immer verfügbare obergärige Sorten: Alter (Blondes), Ego (Helles), Fiat Lux (Braunes), Ubi (Rotes), Maior (Schwarzes), Triplo Malto (Tripel), Blanche (Witbier) und IPA, wobei alle Biere eine zweite Gärung in der Flasche durchlaufen. Für Lagerbiere, also Untergäriges, ist Guiseppe nicht zu haben. Seiner Meinung nach bieten Ales wesentlich mehr Aroma und Spielraum für die Handwerkskunst seines Braumeisters. Diese Philosophie war schon die Grundlage der ersten Schritte der Kleinbrauerei, als 2008 das 10-Hektoliter-Sudhaus in Betrieb genommen werden konnte. Mittlerweile hat sich die Kapazität auf 40 Hektoliter erhöht, und jedes Jahr verlassen über 15.000 Hektoliter Collesi-Biere das Anwesen. Guiseppes Ziel liegt sogar noch etwas höher – mindestens 30.000 Hektoliter muss seiner Meinung nach eine wirtschaftlich funktionierende Brauerei herstellen.
Zu Collesi gehört mit der eigenen Brennerei noch ein weiteres Standbein. Neben sechs sortenreinen Grappe bietet Giuseppe einen „Barrique“-Grappa mit fünfjähriger Holzfasslagerung an. Seit Kurzem gibt es noch ein weiteres Schmankerl aus der Brennblase: „V“ (Vodka) und „G“ (Gin). Der Gin besticht neben der Getreidebrandbasis durch leichte Hopfennoten – und schließt damit wieder den Kreis zum Collesi-Bier.
Autor: Markus Raupach
Fotograf, Journalist, Bier- und Edelbrandsommelier
Ausgezeichnet mit der Goldenen Bieridee 2015
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