Bier ist den Gästen lieb und teuer – bis zu 266 Millionen Mark, die ein Bayer im November 1923 für eine Maß Bier berappen musste – und es hat auch den Nimbus, dass bei übermäßigem Konsum auch einiges auf den Rippen der Genießer hängenbleibt. Doch ist das so? Hier gibt es keine einfache Antwort. Denn grundsätzlich ist Bier ein eher kalorienarmes Getränk. Ein halber Liter enthält im Schnitt zwischen 200 und 250 Kalorien, alkoholfreie Biere zwischen 100 und 150. Damit liegt der Gerstensaft gleichauf oder unter den Werten von Fruchtsaft (300), Cola (220) oder Milch (320). Auch der Wein bringt mit 400 Kalorien deutlich mehr auf die Waage, dieselbe Zahl wie beispielsweise 0,2 Liter Aperol Spritz.
Doch bleibt es ja meistens nicht bei einem Bier – und das Teufelszeug wirkt in der Regel appetitanregend. Und hier liegt der Hase im Pfeffer. Wer ein 0,33-Liter Glas IPA trinkt, der wird davon sicher nicht dick, aber wer dazu genüsslich ein männliches 500-Gramm-Steak verdrückt, sollte durchaus an eine Lauf- oder Fahrradrunde am nächsten Morgen denken.
Innerhalb der Bierfamilie lässt sich grundsätzlich sagen, dass deutsche obergärige Biere (Kölsch, Alt, Weizen) aufgrund ihrer Rezeptur bis zu einem Drittel mehr Kalorien enthalten, als ihre untergärigen Verwandten (Pils, Helles, Dunkles, Export etc.). Bockbiere sind nochmals nahrhafter, weil sie mit wesentlich mehr Malz hergestellt werden und deshalb einen höheren Gehalt an Restzucker und Alkohol aufweisen. Gleiches gilt für Malzbiere, die zwar keinen Alkohol enthalten, aber dafür den gesamten unvergorenen Zucker.
Bei so genannten Diätbieren muss unterschieden werden. Handelt es sich um mit geringerer Stammwürze hergestellte Leichtbiere, ist der Kaloriengehalt um ca. ein Viertel niedriger als bei normalem Vollbier. Wenn es sich jedoch um speziell für Diabetiker gebraute Biere handelt, ist oft nur der Restzuckergehalt niedriger, die Alkohol-Kalorien verbleiben, wodurch der Unterschied in Sachen Kalorien geringer ausfällt als bei den Leichtbieren. Dafür ist es aber gut für bieraffine Low-Carb-Fans geeignet, da durch den hohen Vergärungsgrad fast keine Kohlenhydrate mehr enthalten sind.
Es ist also wieder der Mensch gefragt. In vernünftigen Mengen genossen, macht Bier sicher nicht dick. Insbesondere, wenn man darauf achtet, zum Bier nicht noch besonders nahrhaftes Essen zu sich zu nehmen, sei es die klassische Schweinshaxe oder die Packung Kartoffelchips. Aufgrund seiner sonstigen Inhaltsstoffe ist Bier jedenfalls – abgesehen vom Alkohol, versteht sich – ein gesundes Getränk. Mineralien, Spurenelemente, Vitamine, Hopfenöle, Antioxidantien – hier tummelt sich viel, was der menschliche Körper gut gebrauchen kann. Durch seine isotonischen Eigenschaften (gleicher Druck wie menschliches Blut) sorgt das Bier zudem dafür, dass seine Inhaltsstoffe besonders schnell ins Blut und damit in den Stoffwechselkreislauf gelangen. Deswegen ist ein alkoholfreies Weißbier das beste Sportlergetränk nach kräftezehrenden Wettkämpfen.
Studien haben übrigens auch gezeigt, dass Bier förderlich für Haut und Haare ist, sowohl bei innerer, als auch bei äußerer Anwendung. In Japan ließ der Bierbestandteil Procyanidin bei einer Testgruppe Männer sogar auf den Glatzen wieder Haare wachsen. Selbst gegen Krebs und Bluthochdruck soll ein moderater Biergenuss vorsorgen bzw. helfen. Manche Brauereien bieten zudem Bierbäder und weitere Wellnessanwendungen mit Bier und seinen Rohstoffen an, die Finnen schwören gar auf Bier zur Sauna. Insofern geht es also weniger um das ob, sondern eher um das wie des Bierkonsums. Dann gibt’s auch keinen Bierbauch, sondern glatte Haut und glänzende Haarpracht!
Autor: Markus Raupach
Fotograf, Journalist, Bier- und Edelbrandsommelier
Ausgezeichnet mit der Goldenen Bieridee 2015
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